World of Whorecraft Messe 2019: Alles über den Job der Sexarbeit

Wer mehr über den harten Alltag von Sexarbeiter/innen erfahren möchte, der bekommt dafür im August die passende Veranstaltung geboten. Auf der World of Whorecraft-Messe 2019 informieren aktive und ehemalige erotische Dienstleister/innen die Besucher/innen über ihre Arbeit und räumen mit Vorurteilen auf.

Sexarbeiter/innen liefern Einblicke in ihre Arbeit

Prostitution ist in der Gesellschaft allgegenwärtig – in der heutigen Zeit mehr denn je. Sei es nun nebenberuflich, zum Beispiel zur Finanzierung des Studiums, oder als Haupteinnahmequelle, immer mehr Frauen verdienen ihr Geld als erotische Dienstleisterinnen. Auch die Zahl der Männer, die Sex gegen Geld anbietet, steigt seit Jahren.

Dennoch haftet der Sexarbeiter-Branche bis heute ein Schmuddelimage an. Das ist sicherlich auch der Hauptgrund, warum keiner gerne darüber redet. Um dem entgegenzuwirken, veranstaltet der Bundesverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V. (BesD) am 17. August in Berlin die World of Whorecraft-Messe, die sich sowohl an aktive und ehemalige Sexarbeiter/innen als auch an interessierte Branchen-externe Personen richtet. Damit die Sexworker ausreichend Gelegenheit haben, nicht nur andere zu informieren, sondern sich auch untereinander über ihre beruflichen Erfahrungen auszutauschen und einen besseren Einblick in den Alltag der Kollegen/innen zu bekommen, findet im Vorfeld der Messe vom 15. bis 16. August der Hurenkongress statt.

Buntes Programm

Die Besucher/innen der Messe erwartet ein breitgefächertes Programm. Von Vorträgen und Lesungen über Workshops und Infoständen bis hin zu Filmen wird auf die unterschiedlichsten Präsentationsformen gesetzt, um einen möglichst genauen Einblick in die Vielfalt der Branche zu bieten. Nicht nur Außenstehende, auch Sexarbeiter/innen können die Veranstaltung dazu nutzen, neue Erkenntnisse über ihre Berufstätigkeit zu erlangen. Aufgrund diverser Weiterbildungsmöglichkeiten und dem engen Austausch mit Kolleginnen sowie anderen in der Branche tätigen Personen, ist die World of Whorecraft-Messe zum Netzwerken und Kontakte knüpfen perfekt geeignet.

Da die Messe von Sexarbeiter/innen selbst organisiert wird, ist davon auszugehen, dass die Besucher/innen einen realistischeren Einblick in die Eckpfeiler der umstrittenen Sexworker-Branche bekommen als bei anderen Info-Veranstaltungen. Schließlich hat man sich auf die Fahne geschrieben, dieses Berufsfeld Außenstehenden ungeschönt und ohne Scheuklappen näher zu bringen. Dabei soll aber unbedingt auch mit falschen Vorurteilen aufgeräumt werden.

Sexwork-Vereinigungen informieren

Neben den Huren, die einen Großteil der Vorträge selbst halten, und dem Bundesverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V. (BesD) informieren weitere Vereinigungen und Netzwerke für Sexarbeit über den Status-Quo im Sexwork-Business. Wie sind die Arbeitsbedingungen? Wie viel verdienen Sexarbeiter/innen? Welche Risiken bestehen? Das sind nur einige der Fragen, auf die dabei eingegangen wird.

Ein besonderes Highlight ist die Präsentation der Vertreter/innen der Kampagne „Sex ist Arbeit“, die eine Schnittstelle zwischen Kunst, Politik und Sexarbeit darstellt. Die daran beteiligten Künstler/innen, Sexarbeiter/innen und Unterstützer/innen stellen ihr Projekt „Strich/Code/Move“ vor, bei dem die gemeinsame künstlerische Betätigung als Brücke für den Austausch zwischen Sexworkern und Außenstehenden dient. Die Aktivisten erhoffen sich, mehr Aufklärung über die Branche zu schaffen.

Auf der Messe sind aber nicht nur nationale, sondern auch internationale Sexwork-Verbände vertreten. Die Besucher/innen können sich auf das „Black Sexworker Collective“ aus New York oder über die Sexworker-Bewegung SWARM aus London freuen.

Daneben berichten Beratungs- und Anlaufstellen über ihre Arbeit und die Hilfsstellungen, die sie aktiven und ehemaligen Sexarbeiter/innen zukommen lassen. Da das Business immer noch mit einigen Problemen, zum Beispiel Ausbeutung, zu kämpfen hat, ist die Wichtigkeit solcher Unterstützungsangebote nicht von der Hand zu weisen. Vor allem der Ausstieg fällt vielen Sexarbeiter/innen um einiges leichter, wenn ihnen dabei umfassend geholfen wird. Dass Beratungs- und Anlaufstellen mittlerweile auf einer Veranstaltung wie der World of Whorecraft Messe Vorträge halten, zeigt, wie offen und transparent die Branche mittlerweile mit vermeintlich negativen Themen umgeht.

Weitere Sponsoren gesucht

Mit dem Erscheinen möglichst vieler Sexarbeiter/innen steht und fällt die Messe. Je mehr von ihnen anwesend sind, desto besser ist das Bild, dass sich die Besucher/innen von der Sexwork-Branche machen können. Doch für die Huren bedeuten Messe plus zweitägiger Hurenkongress drei Tage ohne Bezahlung. Ein Verdienstausfall, den sich nur die wenigsten leisten können. Schließlich ist ein Messbesuch daneben auch noch mit Reise- und Ticketkosten verbunden.

Um trotzdem genügend Sexarbeiter/innen die Anwesenheit auf der Messe ermöglichen zu können, müssen also Sponsoren her. Mit unter anderem der Deutschen Aids-Hilfe, der Escort-Suchmaschine „Escort-Galerie“, der Autorin Anna Basener und dem Rotlicht-Führer „Rotlicht.de“ konnte man bereits einige Geldgeber/innen an Land ziehen. Auch ErotikInsider.com unterstützt die Veranstaltung und sponsert einen Kongress-Workshop. Allerdings besteht weiterhin Bedarf, da immer noch viele Huren der Veranstaltung aus Geldgründen gezwungenermaßen fernbleiben.

Die World of Whorecraft-Messe findet am 17. August von 11 bis 18 Uhr in Berlin statt. Ein Tagesticket kostet 10 Euro, Teilnehmer/innen des Hurenkongress haben freien Eintritt. Weitere Infos zur Veranstaltung gibt es hier.